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Outlander im Alltag-Test.

Rostvorsorge - Hohlraumversiegelung — Beitrag von Wildiblub         ( Zugriffe)


Der Spruch: "Autos rosten von Innen nach Außen" dürfte wohl den Meisten bekannt sein. Leider trifft dies auch auf den Outlander 1 zu. Doch dazu später mehr.

Rostbekämpfung in Hohlräumen ist sehr schwierig, weil die Stellen, an denen der Rost ansetzt, meist schwer zugänglich sind. Die professionelle Variante ist der Einsatz eines Kompressors mit Unterdruckpistole und langen Hohlraumsonden. Weiterhin gibt es Spraydosen mit 60 cm langen Hohlraumdüsen, mit denen sich ebenfalls eine ordentliche Hohlraumversiegelung realisieren lässt.


Material

Bei meiner Produktwahl habe ich mich an den Tests der Oldtimer-Fachzeitschriften orientiert und die wohl gängigsten Produkte gewählt.


Materialverbrauch / Einkaufsliste

Ich habe für die Komplettkur insgesamt

  • 2 Dosen Mike Sanders Korrosionsschutzfett
  • 3 Dosen Fluid Film Hohlraum-Kriechfett (mit Hohlraumsonde)
  • 5 Dosen Dinitrol ML Vorwachs(früher "Dinol-Tuff-Kote" Versiegelung)
  • 2 Liter Dinitrol 3125 Hohlraumwachs(früher "Dinol-Tuff-Kote" Versiegelung)
verbraten.

Grundsätzlich muss zwischen 2 Arten der Versiegelung (Wachs und Fett) unterschieden werden. Hohlraumwachs hat den Nachteil, dass es vorhandenen Rost nur begrenzt am weiterrosten stoppen kann, denn es bleibt nicht dauerhaft kriechfähig und eignet sich daher hauptsächlich für neue Hohlräume ohne Rostansätze. Fette wie Mike-Sanders-Korrosionsschutzfett oder Fluid -Film kriechen dauerhaft, durchdringen auch Rost und stoppen ihn zuverlässig. Der Nachteil ist jedoch, dass sich die Fette bei heißen Temperaturen verflüssigen und es zu Fettaustritt kommen kann. Weiterhin erschweren die Fette in Hohlräumen spätere Schweiß -und Lackierarbeiten.

Die Verarbeitung von dem Mike-Sanders Fett ist zudem nur etwas für Lebensmüde. Das Mike-Sanders-Fett wird in einer alten Fritteuse auf 120° gekocht bis es flüssig ist und anschließend mit einem Kompressor und einer Druckbecherpistole verschossen. Ob man sich für Mike-Sanders Fett entscheidet, sollte man daher gut überlegen. Die Verarbeitung ist echt nicht ohne. Das Kriechfett von Fluid-Film in der Spraydose ist eine einfach anzuwendende Alternative, die Rost ebenfalls zuverlässig verhindert oder ggf. das weiterrosten zuverlässig stoppt.


Demontagearbeiten

Grundsätzlich ist es auch möglich die Hohlräume ohne große Demontagearbeiten zu erreichen. Da ich mir aber einen Überblick über die werksseitige Rostvorsorge und den Ist-Zustand machen wollte, habe ich mich für die gründlichste Variante entschieden.

Zuerst mussten also sämtliche Verkleidungsteile weichen. Ich beschreibe hier exemplarisch nur den Abbau einer Türverkleidung und der hinteren Seitenwand. In der Werkstattanleitung befindet sich eine genaue Anleitung wie jedes Verkleidungselement befestigt ist.


Demontage Türverkleidung

- Zuerst müssen die drei Schrauben (rote Pfeile) entfernt werden
- Dann die Schale am Türgriff. Am besten von oben oder unten etwas zusammendrücken dann lösen sich die Clipse
- Der Rest der Türverkleidung ist nur geclipst und kann dann mit einem Ruck entfernt werden.
- Hinter der Tür muss dann noch ein Stecker entfernt werden
- Anschließend kann man den Lautsprecher und die Folie entfernen


Demontage hintere Seitenwand

- Erst die Abdeckung -grüner Pfeil links- abziehen.
- Den Haken -grüner Peil mitte- wegmachen(etwas fummelig, geht nur in einer Position)
- Die Schrauben -rote Pfeile- rausdrehen (die eine Schraube ist halb unter der Sitzbank)
- Der Rest ist nur geclipst und kann dann mit einem Ruck entfernt werden.

Wenn dann die Verkleidungen ab sind, schaut es so aus

  


Versiegelung

Nun kann endlich mit der Versiegelung begonnen werden. Zuerst habe ich alles großflächig mit Planen und Zeitungspapier ausgelegt, denn die Versiegelung kann zu einer richtigen Sauerei ausarten. Gerade die Mike-Sanders-Konservierung ist die "Mutter aller Ferkeleien".


Motorhaube

Rostgefährdet ist hier in erster Linie die Außenfalz, die rund um die Motorhaube verläuft und ganz besonders die vordere Falz. An der Motorhaube befinden sich etliche Einspritzstellen. Hier sollte ausschließlich ein Wachs verwendet werden. Ein Fett könnte sich durch die Motorhitze verflüssigen und ggf. auf den heißen Krümmer Tropfen. Ich benutzte hier die beiden Wachse von Dinitrol. Zuerst wird das dünnflüssige Dinitrol ML Vorwachs eingesetzt, dass in die Falze eindringt und bis zur Erhärtung aus jeder Ritze raussifft. Anschließend kommt eine Schicht Dinitrol 3125 Hohlraumwachs als Schutzschicht darüber. Eine so versiegelte Motorhaube sollte der Korrosion lange entgegenwirken können.

  


Türen

Die Türen wurden entweder von Mitsubishi oder dem Vorbesitzer bereits im unteren Bereich mit Wachs versiegelt und sind daher auch in gutem Zustand. Rostgefährdete Bereiche sind hier jedoch auch wieder die Falze einmal rundherum, die Stellen, wo die Querstrebe befestigt ist sowie die Türgriffmulde. An den rot markierten Bereichen habe ich das Mike-Sanders Korrosionsschutzfett eingesetzt.

So sieht eine mit Mike-Sanders konservierte Falz aus. Um nicht die Mechanik des Fensterhebers einzusauen, habe ich in den Türen das Mike-Sanders-Fett mit dem Pinsel verarbeitet.

Das Fett sollte nur dort angewendet werden, wo ein späterer Kontakt mit der Kleidung oder dem Innenraum durch wanderndes Fett ausgeschlossen ist. Daher habe ich in dem grünen Bereich, der auch nicht besonders rostgefährdet ist, wieder auf das Dinitrol-Wachs zurückgegriffen. Mit der Dinitrol Dose und der kleinen Sonde kommt man auch prima an den Scheibenrahmen ran.

  


Nach dem Versiegeln der Tür muss die Türfolie wieder neu verklebt werden.

Dafür habe ich zuerst die Ränder mit Silikonentferner von den Versiegelungsrückständen befreit. Als Folienkleber eignet sich am besten schwarze Butylschnur. Weiß der Geier warum, aber die beste Butylschnur gibt es bei BMW. Das Zeug klebt einfach widerlich.

  


Heckklappe

Rostgefährdet an der Heckklappe ist in erster Linie wieder die Falz rundherum, ganz besonders an der Unterkante sowie die Stelle an der die Griffmulde innen befestigt ist. Die Falz lässt sich mittels Hohlraumsonde dank der vielen Löcher hervorragend versorgen.

Beim Blick in die Heckklappe kam ich dann aber doch ins Grübeln, denn das werksseitig eingebrachte Wachs war mittlerweile trocken und rissig geworden. Leider ist das Foto nicht so besonders geworden. Ich kann mir vorstellen, dass an der unteren Heckklappenfalz in ein paar Jahren Probleme auftreten werden, wenn hier nicht gehandelt wird.

Ich habe daher das alte Wachs zuerst mit Fluid-Film reaktiviert und anschließend wieder Mike Sanders Fett drübergeschossen. Auch die Stelle an der der die Griffmulde befestigt ist, sollte unbedingt genauer angeschaut werden. Denn hier wurden zwei Bleche aneinandergeschweißt und direkt dazwischen fängt es an zu rosten.

Wer an dieser Stelle nicht eingreift, wird sich in ein paar Jahren über Bläschen im Lack rund um die Griffmulde der Heckklappe wundern. Doch solange es sich nur um Rostansätze im Hohlraum handelt kann der Rost mit Fluid-Film oder Mike Sanders gestoppt werden. Die behandelte Stelle wird konserviert und ein weiterrosten findet danach nicht mehr statt. Im oberen Bereich der Heckklappe habe ich wieder die Hohlraumwachse von Dinitrol eingesetzt.


Radläufe

Wer den Bericht bislang überflogen hat, sollte an dieser Stelle etwas genauer hinschauen. Mir hat es jedenfalls bald die Schuhe ausgezogen.

Mein Fahrzeug ist Baujahr 8.2006 und damit eines der neueren Outlander 1 Exemplare. Zudem war es die meiste Zeit ein Garagenwagen und ist von außen komplett rostfrei. Ich vermute, dass der Zustand der meisten anderen Outlander 1 nicht besser sein wird. Schon bei der Gebrauchtwagensuche ist mir aufgefallen, dass mehrere Outlander aus den Jahren 2003-2004 schon leichte Rostansätze in den Radläufen hatten. Ich schob das allerdings damals eher auf Steinschlag und die mangelnde Pflege durch die Vorbesitzer. Doch auch für die Radläufe gilt die Regel: "der Rost kommt immer von Innen nach Außen".... leider.

Wenn die Kofferraumverkleidung entfernt ist kann man einen Blick in die Hohlräume über den Radläufen werfen. Vor Schreck bin ich dann aber bald rückwärts aus dem Auto gepurzelt.

  

  

Au Backe.... Entweder hat der Mitsubishi-Konservierer bei meinem Fahrzeug einen schlechten Tag gehabt oder der Outlander 1 hat rund um die Radkästen im hinteren Bereich ein massives Rostproblem welches in den nächsten Jahren zutage kommen wird. Sicherlich hält das Fahrzeug auch ohne Konservierungsmaßnahmen seine 10 Jahre, aber irgendwann kommt der Gammel an den Radläufen durch und Bläschen bilden sich unter dem Lack. Dann ist es zu spät um noch etwas mit vertretbarem Aufwand zu retten.

Hier muss schnellstens etwas getan werden. Zuerst habe ich sämtliche Falze mit dem stark kriechenden Fluid-Film eingesprüht. Man kann auf dem linken Foto schön erkennen, wie es in die Falz hineinkriecht und die Luft verdrängt. Anschließend kam eine dicke Schicht Mike-Sanders Fett darüber, die nach und nach hinterherkriecht und so das weiterrosten für alle Zeiten verhindert. Um ganz sicher zu gehen, habe ich die komplette Falz mit einer Heißluftpistole erwärmt damit das Fett richtig schön in die Falz reinwandert.

  

Damit sollte ein weiterrosten dauerhaft verhindern worden sein.

Der vordere schmale Bereich des Radlaufs ist schwierig zu versiegeln. Denn in der Mitte des Radlaufs hat Mitsubishi einen Dämmschaum (blauer Bereich) installiert. Das heißt, man muss einmal den Radlauf vor dem Dämmschaum und den Radlauf hinter dem Dämmschaum versiegeln. Gerade dieser Bereich ist prädestiniert für Rostschäden und sollte intensiv bearbeitet werden. Es gibt insgesamt 4 Öffnungen (grüne Pfeile), die man am besten alle zum Versiegeln nutzt.

  • Innen, von hinten aus dem Kofferraum
  • Außen, der Verschlussstopfen des Schwellers
  • Innen, das Loch von dem Verkleidungsclip über dem Schaum
  • Innen, ein Langloch hinter einem Klebestreifen unter dem Schaum

  

Feuer frei. An dieser Stelle ruhig lieber zu viel als zu wenig. Wie gut die Kriechfähigkeit der Versiegelung ist, kann man an den folgenden Fotos erkennen.

  

Die Hohlraumkonservierung sifft am Radlauf aus allen Ritzen, da rostet nichts mehr.


Fahrzeugheck

Hier kommt man eigentlich überall gut zum Versiegeln ran.


Schweller

Als nächstes habe ich den Schweller versiegelt. Es muss beachtet werden, dass der Schweller aus einem inneren und einem äußerem Schweller besteht. Es müssen daher an der Unterkante 2 Falze versiegelt werden.

Der äußere Schweller ist schlecht zugänglich. Unter der Abdeckleiste befinden sich Klebepads. Wenn man diese abzieht hat man Zugang zum äußeren Schweller. Man kann hier aber nur mit der Spraydose und kleiner Hohlraumsonde arbeiten.

  

Der innere Schweller ist hingegen sehr gut erreichbar. Zum einen kann man die Hohlraumstopfen in den Radkästen hinten und vorne entfernen und hat dort freien Zugang zum inneren Schweller. Auch im Innenraum befinden sich unter dem Teppich zwei solcher Zugänge. Ich habe in die Schweller insgesamt 1,5 Liter Wachs mit Kompressor und Druckbecherpistole gesprüht.

  


A-B-C-D Säule

Die Säulen sind gut zugänglich. Doch auch hier hat Mitsubishi wieder den Dämmschaum eingebracht. Das heißt, man muss die Säulen einmal unter dem Schaum und einmal über dem Schaum konservieren. Die Stellen an denen der Schaum sitzt, habe ich in blau markiert. Es ist sinnvoll, die Sicherheitsgurtaufroller vor dem reinsprühen zu demontieren oder mit Planen vor Verunreinigungen zu schützen.

Für die Säulen habe ich ausschließlich die Dinitrol-Wachse verwendet. Bei Fett ist mir die Gefahr zu groß, dass das Zeugs irgendwann bei hochsommerlichen Temperaturen in den Innenraum wandert. Gerade für diese Bereiche ist ein Hohlraumwachs ideal.


Weitere Einspritzstellen

Es gibt noch jede Menge andere Stellen, die aber eher rosttechnisch unauffällig sind und ich hier nicht erwähnt habe.

Grundsätzlich entsteht Rost überall dort wo sich 2 Bleche berühren, wo Schweißpunkte und Falze sind. Dort sollte dann gezielt versiegelt werden. Lieber etwas zu viel als zu wenig.


Zeitaufwand / Sonstiges

Für alle Arbeiten incl. Demontage, Montage, Aufräumen und Reinigung benötigte ich insgesamt ca. 12 Stunden, verteilt auf 2 Tage. Dazu kamen dann noch 2 Stunden Körperpflege um die knusprige Panade aus Mike Sanders Fett, Sand Wachs und Dreck irgendwie aus Haut und Haaren zu bekommen.

Am besten lässt man das Fahrzeug auch nach der Versiegelung 1-2 Tage austropfen und ausstinken.


Fazit

Im Vergleich zu anderen Autos ist der Outlander 1 relativ gut geschützt. Trotzdem hat auch er seine Schwachstellen. Wer seinen Outlander 1 noch ein paar Jahre fahren möchte, sollte sich deshalb so langsam mit dem Thema Rostschutz auseinandersetzen. Sicherlich muss es nicht die Komplettkur sein. Der Aufwand und Dreck ist einfach gigantisch. Dennoch kann, durch das nun vorhandene Wissen über die Problemstellen am Outlander 1, eigentlich mit relativ wenig Aufwand eine günstige und für jedermann machbare Konservierung an den Problemstellen erfolgen.

Selbst mit 2 Dosen Fluid-Film, die einigermaßen sinnvoll (Radläufe, Heckklappe) mit Hohlraumsonde versprüht werden, kann man schon eine Menge erreichen und das Auto vermutlich um Jahre länger rostfrei halten.


Fragen, Anregungen oder Kritik zu dem Selfmade können gerne in unserem Outlander I Forum, unter: Rostschutz diskutiert werden.